slammer im pijama

2012

& es begab sich aber eines frühen sonntag morgens
dass ich so halb erwacht – dann bei mir dacht – & noch
im halbtraum zu mir selber sagt: „da mach er doch was dicht
zum thema schäferstündchen!“ – ja ach du liebe sprach
wie tutete die gleich los! – doch ganz
so einfach war das nicht – weil halt
der majestätische imperativ – passé war doch
im achtzehnten jahrhundert bei
den alten preussen allenfalls wurd der
noch ange-wändet – wenn deren könig friederich der grosse ja
der alte fritz – der sich nen philosophen hielt
zur aufklärung – nein nein! – kein witz! – & so
als erster aufgeklärter fürst europas seinen untertanen
das recht auf freie meinungs-äusserung gewährte
wenn der – mal wieder deutsch sprach statt
des höfischen franzö-ösisch – & also dann
befehle richtet an – ein „er“-objekt
statt an – ein „du“-subjekt – & wenn der jetzt
von seinem philosophen kategorisch
aufgeklärt sein wollt – & sprach zu dem
„da klär er uns jetzt auf!“ – so im pluralis majestatis
halt wohl damit doch eher nicht – nun geile orgien für das volk
& schäferstündchen für die massen etwa meinte

doch wir – befinden uns in der zeit des doodle
wo jene die – sich dessen zur termin-doodlung bedienen
nun doodeln – hat mit dem duden aber nichts zu tun
auch wenn wir das vielleicht erwartet hätten –
doch jene die – zur klärung der begriffe
jetzt auf-wand trieben ja
& so auf-wändeten – nach neuer recht-schreibung
– halt doch mit hilf des dudens nun  –
& die mit selbiger logik uns – die sprach an-wändeten
damit wohl wänd an-düdelten
& ergo deutsche sprach – als echo nun uns tutete
von angedüdelten wänden – aber ach!
mit schäferstündchen oder massen-orgien gar – hätt immer noch
das nichts zu tun – & unsere auf-klärung & ab-dichtung
gestaltete sich immer schwieriger so
& als dazu mir auch noch schwante jetzt
dass heutzutags der alte fritz
befohlen hätt wenn möglich doch: „das slam er uns!“
du liebe sprach – oh weh! – wie tutete die mir
in meinem armen kopfe exerzieren wie – ne halbe preussische armee
& ich erfahren musste so – zu dieser mir ganz ungenehmen zeit
am sonntag morgen noch im schlafgemach
zu meinem schon – beträchtlichen ungemach & entsetzen
wie deutsche sprach – mir widersetzte sich & mir zusetzte &
ein-wändete mit doodle – rechtschreibung – & imperativ
& überhaupt – wie schwierig doch das war – mit schäferstündchen
& alles andere als – erotisch heiter aufgeklärt – da hätt
ich beinah resigniert – mich abge-wändet … doch nein! – es in-
sistierte halt der alte fritz mit dem befehl: „jetzt slam er uns!“
drum dacht ich noch mal drüber nach – es gab da doch noch
ein paar fragen halt zum thema – die zu stellen es sich lohnte
wie zum beispiel: sag wer am krassesten kassierte – ganze firmen
ganze volkswirtschaften locker ruinierte – der wäre doch
kein zocker oder lude – gott bewahr! – doch eher so
ein ehrenwerter bänker oder CEO? – oder etwa nicht? – ach ja
der spekulantenjob – das ist kein zuckerlecken nein
noch nicht mal diese lumpigen boni gibt’s geschenkt
& wer hier freite hiess – nicht freier nein – sondern investor
denn wer drauf-zahlte wär ein freier steuerzahler & verlierer
weil gratis gäb es halt hier nichts – in diesem edelpuff
von freier – sprich: kapitalistischer  marktwirtschaft?
hätt einer aber – der darüber treffend spräche – & träf
des pudels kern mit träfen sprüchen ja – deswegen schon
nen treffer – & bekäme recht? – nein sicher nicht!
& einer der uns viel verspräche – die meisten der
versprechen bräche – wär so’n politiker nach der wahl
& hätt sich wohl versprochen bloss?
& wer seit jahren schon – freiblochte das politische parkett
von grün & links & nett – wie hiess denn der?
& wer da millionen nun auf-wändete – landauf landab uns die
plakatwände – zu tausenden beschleimte mit so üblem schmutz
& wer – den anstand in der politik verhöhnte – das völkerrecht
aushöhlte – gegen die verfassung – ja frisch fröhlich frei verstiesse
die wenigen schwarzen schaf ausschaffen liesse
die vielen vielen braven schafe aber – & gleich den aufgeklärten
rechtsstaat mit dazu – dann in die wüste führte
sag wären die uns rechte führer oder küssten wir
nicht vielmehr braunen schäfern ihren arsch?
& alle diese rechten schaffer – rechtschaffen ja am schaffe
marschierten uns ganz stimmig schäfisch an die urne
& stimmten noch dafür dann immer wieder
in diesem sonntag-morgen-schäferstündchen namens abstimmung
wenn die direkte demokratie es so erfolgreich mit
dem stinkenden bock des rechts-populismus treibt – ja sind dann diese
massen wirklich aufgeklärt jetzt – oder eher doch jahrzehntelang
& mit system – verhetzt & hinters licht geführt? – & wer da
überhaupt nicht protestierte gegen diesen schund – wär der
ein rechter protestant? – & wer dazu bei kinderschändern beichtete
sogar – & auch nichts auszusetzen hätt an alledem – wär der
so recht katholisch wie der papst? – & christlich wär
bei dieser sauberen scharade
noch allenfalls das sonntag-morgen-kirchgewand? …
& einer der da klartext spräche – in dieser unserer
so blind & gläubig patriotisch blökenden – ja schafs-demokratie
& über zocker – schäfer – führer – oberhirten & verluderung
wenn möglich auch noch … slamte! – auf befehl
des alten fritz – wär wohl der böse wolf – & sprach-verbrächer jetzt
gehörte abgeschossen oder wenigstens ausgeschafft?!

doch ganz erwacht ich auf – die uhr sah nun – & feststellt halt
ja sag mal mensch! – es war – noch nicht mal ganz halb acht
so ganz & gar nicht eine zeit zum slammen nein – nein das
das musst ich mir schon doodeln auf – nen anderen termin
genau auch überlegen mir – ob ich nun wirklich statt
zu reüssieren hier an – so nem poetry slam
wenn möglich abgeschossen oder ausgeschafft wollt werden

da fragt ich mich nun doch – an diesem sonntag morgen:
warum bist du – so vor-zeitig erwacht?
hast halb im traum gewagt – zu denken
bloss weil teilweise wach – wärst du ein wächter schon
& wachtest über liebe – kunst – & politik?
& sprachst auch noch – dann zu dir selber halt
grad wie der alte fritz – „da mach er doch was dicht!“
zu schäferstündchen – als so ein mach-er mit der sprach
als so ein dicht-er – aufklär-er – mit diesem imperativ sogar?

zu meiner schmach muss ich gestehn
es wurde nicht viel draus – drum wurd ich bloss da draussen
auf’m klo mal erst – vorübergehend etwas undichter
& streckte mich – dann sachte wieder unter warmen decken
& wändete nicht sprache ein & aus – & dachte – schrieb & klärte auf
ja wächterte – gar dichterte auch – ach nein – sondern schläfelte
& träumelte doch lieber noch – so’n bisschen vor mich hin
als grosser slammer im pijama …

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