ein frühsommer im mittelland

2005 – 2023

noch grün & klein – ganz unscheinbar
da brombeeren nun unzählig im gestrüpp erst brüten
noch kaum eine reif – jetzt braucht es halt – für reife doch
die ganze goldene sommerhitz’ dazu dann auch
& all die sträucher streben – stauden ranken – kräuter wuchern – ja
die suchen rund herum in dieser orgie
nach licht & grund
& ich hab nun auf streifzügen im holz umher
schon seit ’ner weil stinkmorcheln denn auch da & dort gerochen
all dies gewächs – getier – bestaunt – bewundert dieses masslos reiche treiben
was da so kreucht & fleucht & summt & singt – es treibt & zwitschert
& üppig uns – da überall – so prall entgegen strotzt
& duftet auch so geil aus feuchter wärme

schon lang hat nun holunder hier geblüht – mit schmetterlingen dran
doch du – du hast – bin mir fast sicher
nein – leider kaum etwas von dieser bunten pracht bemerkt
es zeugt jetzt aber eine art schon feuer halt
& kann uns stolz erfreun
mit beeren hell & lichtrot blitzend – &
ein juni immer dräuender – lässt tage sich erhitzen bis
zum wetterleuchten hin durch diese kurzen nächte jetzt –
& letzte überreife magerwiesen
werden endlich doch – auch noch
zum ersten male abgeheut sogar – bevor

mit blitz & donner hoch der juli forsch jetzt losprescht &
gewitterstürme fegen seither hier durchs land
& frisch soll sommer uns loslegen doch
& ab in die ferien dann die jugend halt
mit blumenfesten frö-öhlich – & reichlich feuerwerk dazu
was kann ich da noch sagen – du verführst uns ja
mit diesen sonnentagen – wirklich prachtvollern denn je
geheilt sind mir – auch noch
die schlimmsten wunden des begehrens –
versunken tief in solch verwunschen dunkles
waldglockenblumenblau
da kümmern uns doch
weder hass noch neid noch gier

doch wo – wo – fragst du – bleiben hier die rosen?

wie blitze uns entgegen hoch empor aus blutiger erde
die sprache nun doch auffahr mensch
von hier & jetzt an – denn
da gibt’s noch ’ne sehr andere welt
& die ist halt
von hightech – feuer – ja von stahl – eiskaltem hass so voll
dass krieg wir führn in heiligen ländern – ja
wir morden auch an anderern orten – marodiern so toll
dass blitzen gleich aus blutiger erde
& hoch empor auch uns entgegen
dann auffahr diese sage doch
von hier & jetzt an

& grad auch kinder allerorten dort – zu jedem zeitpunkt
zu hunderten ausbluten
& zu tausenden unschuldige opfer dieser
unserer langen – langen macht dort schrein
in dieser unserer – so zynischen politik des schreckens
an hunger – an gewalt – an scheusslichen verbrechen leiden
& verrecken dort entsetzlich elend
in diesen unseren kriegen ja
& grad auch jetzt in diesem schönen sommer hier
so recht romantisch dein
& du versuchst uns also nun
mit diesen blüten zu betören – ja
mit leuchtendern & duftendern & prächtigern denn je
& fragst auch noch nach rosen

doch alle diese blitze jetzt schon wieder uns
aus ruchlos blut-getränkter erde hoch empor …
& schon wieder fahrn sie mir jetzt hier entgegen ja
& gleissend – blendend ja – grad hier und jetzt
& dann auch dir – mensch – ja – uns allen
& immer weiter hundert- & ja tausendfach – das donnern
das fürchterliche toben – tosen
wenn weiter diese kinder alle
in ihrem elend dort verrecken –
& du – du fragst uns hier – nach rosen ?

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